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Panorama-Museum |
Eigentlich wollte ich noch eine Pause machen, aber aus Richtung Kelbra kam ein LKW berauf. Den wollte ich nicht vor mir haben. Darum legte ich zügig den ersten Gang ein und kurvte zurück nach Bad Frankenhausen. Glücklicherweise hatte ich auf der ganzen Rückfahrt keinen anderen Verkehrsteilnehmer vor mir und somit war der volle Kurvenspaß da. Am Klinikgelände angekommen, stellte ich den „Eisenhaufen“ ab. Dann sah ich auf meinem Handydisplay, dass ich einen Anruf erhalten hatte. Es war ein Anruf von zu Hause auf dem Display gemeldet. Also versuchte ich dort anzurufen. Nachdem ich Jörg und auch Bastian gesprochen hatte, war klar, dass das wohl Edith gewesen war. Einen Augenblick später meldete sich die Mailbox und Edith teilte mir darauf mit, das sie um 15:30 Uhr endlich losgekommen sei, um mich zu besuchen. Nach meinen Berechnungen konnte sie also nicht vor 20:30 Uhr in Bad Frankenhausen sein. Die Zwischenzeit bis zu ihrer Ankunft überbrückte ich mit dem Abendbrot und mit Lesen. Meine Berechnung war 100% richtig. Pünktlich um 20:30 Uhr war Edith angekommen. Wir entluden die Sachen, die sie noch für mich mitgebracht hatte. Anschließend fuhren wir zu ihrem Hotel, zum „Einchecken“. Im Hotel Straube, so hieß ihr Hotel, war es ziemlich laut. An jedem Wochenende fand dort „Disko“ statt. Darum suchten wir uns zum Essen ein anderes Restaurant. Edith hatte den ganzen Tag nicht richtig gegessen und darum einen mächtigen „Kohldampf“. Wir gingen in den „Schwan“. Hier saßen wir gemütlich beisammen, tranken Wein und Wasser und Edith konnte speisen. Während wir beieinander saßen, rief Bastian an und teilte mir mit, dass die 2. Herren 8:2 in Deinste gewonnen hätte. Im Hintergrund sang die Mannschaft: „Auswärtssieg, Auswärtssieg!“ Das machte mich richtig froh. Um ca. 22 Uhr brachte ich meine Frau zu ihrem Hotel und machte mich auf „Schusters Rappen“ zurück zur Klinik. Am nächsten Tag wollten wir uns gemeinsam einiges ansehen. Das Resümee dieses Tages war für mich , dass es ein besonders schöner Tag war!!!
02.10.2004 4. Rehatag
Wie abgesprochen weckte ich Edith telefonisch um 8:30 Uhr. Nachdem alles erledigt war, wie Morgentoilette, Frühstücken und den Rucksack packen, machte ich mich auf den Weg hinunter in die Stadt. Gerade als ich am Friedhof um die Ecke bog, klingelte mein Telefon und Edith war dran. Sie war auch schon losgegangen, wusste aber nicht genau wo sie lang gehen musste, da sie keinen Stadtplan hatte. Während des Telefonates teilte sie mir plötzlich mit, das sie mich sehen kann. So war es dann auch. Kurz darauf schlossen wir uns in die Arme. Unsere erste Unternehmung an diesem Tag sollte das Aufsuchen eines Fahrradgeschäftes sein, um ein Fahrradschloss zu kaufen. Außerdem mussten wir noch in eine Apotheke, weil Edith ihre Medizin zu Hause vergessen hatte. Als alle Besorgungen erledigt waren, bummelten wir noch etwas durch die Stadt. Wir sahen, das schon vieles in Bad Frankenhausen nach der „Wende“ renoviert worden ist. Etliches ist aber noch Renovierungsbedürftig. Der Kontrast zwischen den Gebäuden ist teilweise erschreckend. Die Hälfte der Gebäude sind richtig schön in Schuss und die andere Hälfte sind heruntergekommen. Die Straßen wurden auch gerade zum Teil neu gepflastert. Man konnte sehen, dass es noch viel zu tun gibt. Anschließend begaben wir uns noch einmal zurück zu Ediths Hotel. Dort holten wir das Auto und fuhren zum Panorama Museum. Dort kauften wir uns ein Kombiticket, das zum Besuch des Museums, des Kyffhäuser Denkmals und der Barbarossahöhle berechtigt. Im Panorama Museum gibt es ein riesiges Bild, das an die Schlacht von vor 450 Jahren erinnern soll. Wir bekamen noch einen Teil einer Erklärung zu dem Bild mit, was uns das Ganze doch etwas näher brachte. Wir betrachteten das Gemälde ausgiebig und ließen es auf uns wirken.
Das Panorama Museum
Oberhalb von Frankenhausen auf dem Schlachtberg steht das Panorama Museum. Der imposante Rundbau überragt seine Umgebung und ist weithin sichtbar. In dem Museum befindet sich ein Gemälde ohne Anfang und Ende. Es ist 123 m lang und 14 m hoch und wurde von dem Maler Werner Tübke nach 11 Jahren Schaffenszeit im Jahre 1987 fertiggestellt. Es ist auf Leinwand mit Öl gemalt und beinhaltet über 3000 Figuren. Es ist eine Gemälderotunde zu dem Thema „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“ und soll an die Bauernschlacht bei Frankenhausen vom 15.05.1525 erinnern, die hier stattfand. Dabei verloren 5000 Aufständische ihr Leben. Im Panorama Museum finden immer wieder wechselnde Ausstellungen statt, die den Museumsbesuch noch wertvoller machen.
Zur Geschichte der Schlacht
Im Spätmittelalter führten starke soziale Spannungen auch in Thüringen dazu, dass sich die Bauern und die unteren Schichten der Bevölkerung gegen die Knechtung und Bevormundung durch den Adel und die Kirche erhoben. Im April 1525 stürmten die Handwerker, Salzknechte und Bürger in Frankenhausen das Rathaus, das Schloss und die Kirche. Sie vertrieben den alten Rat und wählten sich einen Neuen. Dieser bestand aus allen Schichten der Stadtbevölkerung. Sie forderten unter Zustimmung fast aller Einwohner die Abschaffung der Leibeigenschaft. Sie wollten das allgemeine Recht auf Fischfang, Holznutzung und die Jagd. Außerdem forderten sie die freie Wahl des Pfarrers und die Abschaffung der Abgaben. Zu den Bürgern gesellten sich aus der Umgebung bewaffnete Bauern hinzu. Am 11. Mai 1525 sollen die Aufständischen 8000 Mann stark gewesen sein. Diese schlugen ihr Lager auf dem Weißen Berg über der Stadt auf und sicherten es mit einer Wagenburg. Diese sollte sie gegen das übermächtige, anrückende Heer schützen. Zu den 8000 Aufständischen hatte sich auch Thomas Müntzer gesellt. Der Prediger hatte in Briefen und Predigten versucht bei den Fürsten deren christliche Pflicht anzumahnen, um so einen Aufstand zu vermeiden. Doch er stieß damit auf Taube Ohren. Nun wollte er die Aufständischen nicht in Stich lassen und für den Erfolg des Aufstandes mitarbeiten. Wärend einer Predigt von ihm, soll sich ein Regenbogen am Himmel gezeigt haben. Da in der Fahne des Bauernheeres auch ein Regenbogen zu sehen war, wurde es als gutes Omen für den Erfolg der Aufständischen angesehen. Doch es geschah kein Wunder. Das fürstliche Heer stürmte die Wagenburg und metzelte die Bauern und Handwerker gnadenlos nieder. Auf der Flucht wollten die Aufständischen durch ein kleines Tal die rettenden Stadtmauern erreichen. Doch dabei mussten die Meisten ihr Leben lassen. Dieses kleine Tal trägt heute noch den Namen: Blutrinne. Thomas Müntzer wurde gefangen genommen, auf einen Wagen geschmiedet, verhört, gefoltert und am 27. Mai 1525 in der Nähe von Mühlhausen enthauptet. Nach der Schlacht wurde Frankenhausen geplündert. Es wurden hohe Strafgelder und Steuern gegen Frankenhausen erhoben. Die Hoffnungen auf ein gerechtes Leben breiter Bevölkerungsschichten fand aber ein sehr blutiges Ende. |
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Kaiser Wilhelm |
Wir verließen das Museum nach dem wir genug gesehen, gelesen und gehört hatten. Langsam spazierten wir zu unserem Auto zurück. Unser nächstes Ziel war das Kyffhäuser Denkmal.
Das Kyffhäuser Denkmal
In den Jahrhunderten der kleinstaatlichen Zersplitterung Deutschlands, wurde der Ruf nach einem starken Herrscher immer lauter. Er sollte Deutschland wieder vereinigen. Im 19. Jahrhundert wurde nationalstaatliche Einheit Deutschlands immer stärker auf die Tagesordnung gedrängt. Das deutsche Kaiserreich wurde im französischen Schloss Versaille ausgerufen. Der preußische König wurde zum deutschen Kaiser Wilhelm I. ausgerufen. Damit war der Weg frei für die politische Vereinigung. Begeistert wurde Kaiser Wilhelm I. als Erfüllung der Barbarossasage gefeiert. Er wurde liebevoll in Bezug auf die Sage Barbablanco –Weißbart- genannt. 1888 starb der beliebte Kaiser Wilhelm I. im hohen Alter. Daraufhin beschloss der deutsche Kriegerbund seinem ruhmgekrönten Kaiser ein dauerndes sichtbares Denkmal zu errichten. Es sollte weithin sichtbar sein. Sämtliche Kriegerverbände wurden aufgefordert daran mitzuarbeiten. Für die Gestaltung gab es öffentliche Wettbewerbe unter deutschen Künstlern. Aus den vierundvierzig Entwürfen, trug der Berliner Architekt Bruno Schmitz den Sieg davon. Es wurden noch drei weitere Künstler hinzugezogen. Prof. Hundrieser schuf das Reiterstandbild und Prof. Geiger die Barbarossafigur. Für Wappen, Reichsadler, Kaiserkrone und die figürliche Gestaltung der Kapitelle zeichnete sich der Bildhauer Vogel verantwortlich. Die Vorbereitungsarbeiten zu dem Denkmal begannen 1890. Für dieses Vorhaben mussten die im Wege stehenden Ruinen und Mauerreste der alten Reichsburg weichen. Auf diesem freigemachten Platz entstand das Monument. Heute können die Besucher es betrachten und betreten. Innerhalb des Denkmals kann der Besucher bis zur höchsten Aussichtsplattform hinaufsteigen. Von hier aus hat man bei klarem Wetter einen phantastischen Rundblick über die umliegenden Ländereien, Dörfer und Städte. Über diese Plattform wölbt sich die 6,60 m hohe steinerne Hohenzollernkrone. Am Fuße kommt der greise Wilhelm hoch zu Ross aus einer Mauernische hervor. Die Statue ist aus Kupferplatten getrieben worden und ist 336 Zentner schwer. Unterhalb davon sitzt der ersehnte Streiter für Ordnung, Recht und Frieden, nämlich Kaiser Barbarossa. Dieses soll versinnbildlichen, dass der untere Kaiser im oberen Kaiser zu neuem Leben erweckt ist. Beim Denkmalbau wurde der zentrale Teil der Burg zerstört. Wer wissen will, wie die Burg ursprünglich einmal aussah, der kann im Burgmuseum ein Modell betrachten. Anhand mündlicher Überlieferungen und alter Zeichnungen ist zu vermuten, dass auf diesem Platz des heutigen Denkmals, die Burgkirche, das Palais und der Bergfried ihren Platz hatten. Heute sind noch das Erfurter Tor und der 176 m tiefe in den Fels getriebene Brunnen zu besichtigen. Am höchsten Punkt des Berges am westlichen Ende der Burg steht ein quadratischer Wohnturm. Er war einstmals 30 m hoch und die Mauerdicke hat im unteren Teil eine Stärke von 3 m. Dieser Turm wird Barbarossaturm genannt. Seine Höhe beträgt heute ca. 20 m. Der Turm erhielt seinen Namen nach Kaiser Barbarossa, obwohl nicht nachweisbar ist, ob der Kaiser jemals die Festung betreten hat. Der heutige Besucher kann nur noch die Ruinen der einst imposanten Burg betrachten. Sie war durch Gräben in drei Abschnitte gegliedert. Es gab die Unter-, Mittel- und Oberburg. Die Unterburg ist vermutlich der älteste Abschnitt und wurde wahrscheinlich schon in der 1. Hälfte des 11. Jahrhunderts errichtet. Er liegt der zu schützenden Pfalz am nächsten. Durch einen betriebenen Mühlsteinbruch, wurden die Mittelburg und ein Teil der Oberburg im späten Mittelalter zerstört. Die Mauer- und Turmreste können heute kein Bild der einstigen baulichen Anlage vermitteln. Die Oberburg mit seinem Denkmal ist heute Pilgerstätte vieler Besucher. Die Unterburg hat seinen eigenen Reiz. Betritt der Besucher das Gebiet durch das wuchtige Kammertor, so kommt er in eine überschaubare kleine Welt. Das Mauerwerk der Wohn- und Wirtschaftsgebäude, sowie des Bergfrieds und der Burgkapelle erzählen vom jahrhundertlangen Wirken der Menschen. Die vielen Sträucher und Bäume, sowie das alles überwuchernde Gras, erzählen vom immerwährenden Wirken der Natur. Die ohne Dach dastehende Kapelle, öffnet sich dem Himmel und den wechselnden Jahreszeiten. Sie ist üppig grün bewachsen. Von der Empore kann man auf das lebende Altarbild hinabblicken. Der Einzelne vermag sich vorzustellen, dass die Kapelle einst ein Wallfahrtsort mit regem Zulauf war. Denn 1432 wurde die bereits stark verfallene Kapelle wieder neu errichtet. Dieses geschah auf Drängen des Erfurter Bischoffs. Der Bischoff versprach sich eine Abkehr von heidnischen Bräuchen und eine endgültige Bekehrung zum Christentum der hier lebenden Bevölkerung. Im Jahre 1433 wurde der Wallfahrtsort „Zum heiligen Kreuz“ geweiht. In der Kapelle stand ein Holzkreuz, dem wurden große Wunder zugeschrieben. Besonders zu Kirchenfesten erklommen Tausende Pilger den heiligen Berg. Manche erkauften sich für viel Geld die Erlaubnis sich neben der Kapelle auf dem Friedhof beerdigen zu lassen. |
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Kaiser Barbarossa |
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Blick aus dem Zimmer |
Das Wetter wurde schlechter und es fing an zu regnen, als wir am Denkmal ankamen. Trotz des Wetters machten wir uns auf den Weg zur Besichtigung. Im Inneren stiegen wir bis zur höchsten Aussichtstelle hoch. Es war schon beeindruckend von hier oben über die Umgebung zu blicken. Die Nebelschwaden wurden vom Wind durch die Täler getrieben, dass wirkte an diesem Ort ganz besonders beeindruckend. Schemenhaft konnten wir von den umliegenden Bergrücken und der Gegend und den Wäldern etwas sehen. Nachdem wir in alle Richtungen geblickt hatten, begannen wir den Abstieg. Unten angekommen, legten wir eine kleine Pause ein und genossen die Original „Thüringer Rostbratwurst“ im Brötchen. Nach der Stärkung, machten wir uns wieder an den Abstieg zu unserem Auto. In der Denkmalwirtschaft tranken wir bei strahlendem Sonnenschein jeder ein Wasser und eine große Tasse Milchkaffee. Die Sonne hatte sich nämlich durch die Wolken gekämpft und tauchte alles in seinen herrlichen Schein. Es wurde warm. Vom Kyffhäuser Denkmal aus fuhren wir weiter zur Barbarossahöhle.
Die Barbarossa Höhle
Im Jahre 1865 stießen Bergarbeiter auf eine Höhle im südwestlichen Rand des Kyffhäuser Gebirges. Auf der Suche nach Kupferschiefer hatten sie 5 Jahre lang einen Stollen in den Berg getrieben. Der Durchbruch erfolgte am 23. Dezember 1865. Die Bergleute hatten zwar kein Kupferschiefer gefunden, dafür aber eine der größten Gipshöhlen Europas. In dem hohen und weitverzweigten Höhlensystem findet man eine große Zahl von bizarren, phantastischen und interessanten Gipsbildungen. Diese wurden durch das eindringende Wasser über lange Zeit geschaffen. Nach der Entdeckung der Höhle dauerte es noch ca. 1 Jahr, bis die ersten Besucher sie betreten durften. Zuerst wurde die Höhle Rottleber oder Falkenburger Höhle genannt. Später wurden die Führungen mit Bezug auf die Barbarossasage ausgeschmückt. Darum bürgerte sich bald der Name „Barbarossa Höhle“ ein. Diesen Namen trägt sie auch heute noch. Die Gesamtlänge der Höhle beträgt 800 m. Für die Besucher sind aber nur 600 m zugänglich. In früheren Zeiten gab es nur einen Zugang zum Höhlensystem. Durch die steigenden Besucherzahlen, beschloss man einen neuen Zugangsstollen und einen Ausgang in das Gestein zu treiben. Seit dem finden die Führungen nur noch in eine Richtung statt. Der von den Bergleuten zu erst errichtete Stollen, wurde dann wieder zugeschüttet. In den letzten Jahren hat man ihn teilweise wieder freigelegt. Er ist bei den Führungen zu besichtigen. So ist bei den heutigen Führungen zumindest das letzte Stück des Stollens, dass sogenannte Mundloch, zu sehen. Die Höhle überrascht nicht wie eine Tropfsteinhöhle durch Farbeffekte. Gips und Anhydrit erscheinen uns nämlich weiß und grau. Das Gestein beeindruckt in seiner Vielgestaltigkeit der Formen, in denen es sich präsentiert. Dadurch erhielten die unterirdischen Räumlichkeiten bildkräftige Namen. Im „Tanzsaal“, der wegen seiner mächtigen Deckenspannweite von 42 m so genannt wird, steht auf einer Anhöhe Stuhl und Tisch des Kaiser Barbarossas. Diese Gegenstände wurden in den 90iger Jahren von den neuen Höhlenbesitzern hier errichtet. Damit wird die im Volke weit verbreitete Barbarossasage werbewirksam genutzt. In dieser Sage heißt es, dass der Kaiser Barbarossa tief im Berg schläft und alle 100 Jahre einen Zwerg zum Gipfel des Kyffhäuser Gebirges entsendet, um zu sehen, ob die Raben noch um den Gipfel fliegen. Wenn die Raben noch fliegen, dann muss Kaiser Barbarossa weitere 100 Jahre schlafen.
Ein weiterer Raum heißt „Gerberei“. Hier hängen regelrechte Gesteinslappen von der Decke. Sie sehen aus, als ob Tierhäute zum Trocknen aufgehängt worden sind. Durch ständige Wasseraufnahme nimmt das Gestein an Volumen zu. Es wächst also und schiebt sich in Falten. Oder es werden dünne Schichten abgebogen. Dieses Wachsen geschieht durch Wasseraufnahme. Hierbei wird Anhydrit in Gips umgewandelt. An anderen Stelle funkeln unzählige kleine Gipskristalle, das sogenannte „Marienglas“. Dieser Teil der Höhle wird auch „Kristallkammer“ genannt. Anschließend geht es weiter zum „Olymp“. Der „Olymp“ wird so benannt, da hoch aufragende Gesteinsbrocken dieses Teilstück der Höhle ausmachen. Der „Wolkenhimmel“ erhielt seinen Namen nach den strahlend weißen Anhydritpartien, dem sogenannten Alabaster. An einer anderen Stelle nennt man eine Ecke „Speisekammer“. Hier sind Gips und Anhydrit geschichtet und es sieht aus, als ob dort Speck gestapelt ist. An anderen Stellen gibt es schneeweiße, fast kreisrunde Stellen in der Höhlemdecke, die wie Augen aussehen. Ein Bereich der Höhle darf nicht betreten werden. Er soll für die nachfolgenden Generationen in seiner ursprünglichen Form erhalten bleiben. In der ganzen Höhle herrscht Sommers wie Winters eine gleichbleibende Temperatur von 9° Celsius und eine Luftfeuchtigkeit von 98%. Das Wasser in den unterirdischen Seen ist kristallklar und hat eine konstante Temperatur von 7° Celsius.
Eine Führung durch die Höhle ist sehr interessant, lehrreich und sollte auf jeden Fall einmal mitgemacht werden.
Bei der Barbarossahöhle angekommen, mussten wir 20 Minuten auf die nächste Führung warten. Die Führung durch die Höhle, war wie oben beschrieben, sehr interessant und lehrreich. Mir hat die Führung richtig Spaß gemacht. Nach dem Verlassen der Höhle, tranken wir noch ein Wasser bei warmen Wetter. Weil es so schön war, beschlossen wir noch am Panorama Museum spazieren bzw. wandern zu gehen. Wir kehrten daher zum Museum zurück und erwanderten uns einige Strecken. Dabei redeten wir ausgiebig miteinander. Der Tag war anstrengend. Ich war glücklich, als wir später zur Klinik zurück fuhren. Dort konnte ich erst einmal duschen und mich erfrischen. Nachdem Edith sich in ihrem Hotel umgezogen hatte, suchten wir uns ein Restaurant. Der Weg führte uns zum „Thüringer Hof“. Wir lasen im Schaukasten die Speisekarte und beschlossen dort zu essen. Im Gastraum war es nicht so gemütlich, wie wir gedacht hatten. Aber nach einer Weile verließ eine Familie das Restaurant. So konnten wir deren Platz einnehmen. Hier waren wir in einer ruhigen Ecke. Wir genossen unser Menü. Es gab Gänsebrust mit Rotkohl und Serviettenklöße, sowie Rotkohlsalat. Dazu tranken wir Wasser und „Mammutbier“. Das Essen war ausgesprochen lecker. Es hat sehr, sehr gut geschmeckt. Wir saßen noch länger zusammen und haben uns ausgiebig unterhalten. Langsam waren wir rechtschaffend müde. Ich brachte Edith zu ihrem Hotel und begab mich zurück zur Klinik. Dieser Tag war besonders schön für mich. Ich war kaputt aber ausgesprochen glücklich. So einen intensiven Tag haben wir schon lange nicht mehr miteinander verbracht.
03.10.2004 5. Rehatag
Morgens um halb fünf wachte ich auf und konnte nicht mehr einschlafen. Edith wollte um 7:30 Uhr telefonisch geweckt werden. Die Zeit habe ich mit lesen überbrückt. Nach dem Frühstück trafen wir uns in der BfA Rehaklinik. Edith hatte schon aus dem Hotel ausgecheckt. Wir luden mein Fahrrad aus dem Auto aus, dass sie für mich mitgebracht hatte und schlossen es an. Das Auto wurde wieder richtig eingerichtet, d.h. die Sitzbänke wurden wieder in ihre richtige Position gebracht, und startklar gemacht. Bald danach sind wir zusammen zum Zwiebelmarkt nach Artern gefahren. Dieses ist ein traditionelles Fest, so ähnlich wie der Horneburger Herbstmarkt, nur ohne Fahrgeschäfte. Dieser Markt war auch etwas größer, als der Horneburger Herbstmarkt. Es gab alles was das Herz begehrt. Klamotten, Socken, Nachthemden, Tischdecken, Toilettenartikel usw. Außerdem war natürlich für das leibliche Wohl gesorgt. Die Original Thüringer Rostbratwurst durfte dabei nicht fehlen. Weiter konnte man Fischbrötchen, Crepes, Champignonpfannen und auch Spanferkel, die langsam vor sich auf dem Grill brutzelten, zum Essen kaufen. Auch gab es traditionell geflochtene Zwiebelzöpfe aus roten und gelben Esszwiebeln zu kaufen, die mit Strohblumen verschönert waren. Diese Sitte hat den Zwiebelmärkten wohl auch ihre Namen gegeben. Nachdem wir die gesamte Marktstrecke abgelaufen waren, wurde es Zeit nach Bad Frankenhausen zurück zu fahren. Um 12 Uhr musste ich beim Mittagessen sein, Edith wollte nach Hause fahren, weil sie für die Arbeit am Montag noch einiges vorbereiten musste. In der Stadt betankten wir noch den Passat und kontrollierten den Reifendruck und den Ölstand. Dann brachte mich Edith zurück zur Klinik. Nach der Verabschiedung an der Einfahrt zur Klinik, fuhr Edith los in Richtung Horneburg. Während des Mittagessens beschloss ich, noch eine Motorradtour zu unternehmen. Bevor ich mich für die Fahrt umgezogen habe, kontrollierte ich, ob die Maschine überhaupt ohne Probleme anspringen würde. Es klappte alles ohne Probleme. Dabei kam ich mit einem älteren Mann ins Gespräch, der mein Motorrad bewunderte. Er erzählte mir einiges über die DDR, über Tschechien und auch Polen, wo er öfter Urlaub machte. In der ehemaligen DDR war er, nach seinen eigenen Aussagen, ein sogenannter „Bonzenfahrer“. Das heißt, er fuhr seinen Chef zu allen möglichen Terminen. Nach ca. einer halben Stunde machte ich mich für die Ausfahrt zurecht. Diesmal wollte ich Richtung Erfurt und dann nach Sondershausen fahren. In Bad Frankenhausen bog ich links auf die B 86 Richtung Erfurt ab. Die Straßen waren wunderbar ausgebaut und gut befahrbar. Es gab immer wieder Teilstrecken mit Kurven. So fuhr ich über Seehausen, Oldisleben, Görsleben, Rannawurf, Kindelbrück, Günstedt, Weißensee nach Straußfurt. Hier verließ ich die B 86 und fuhr auf der B 4 über Greußen, Kirchengel, Oberspier nach Sondershausen. In Sondershausen musste ich die B 4 wieder verlassen, um über Berka und Hachelbich nach Bad Frankenhausen zurück zu biken. Von hier wollte ich noch einmal über den Kyffhäuser fahren. Leider war die Strecke wegen eines Radrennen gesperrt. Dies konnte ich später von Edith erfahren. So hat mich meine Maschine zurück zur Klinik getragen. Dort schrieb ich noch einige Zeilen für diesen Bericht. Abends bin ich mit einigen anderen Patienten zum Bowling gefahren. Das hat richtig Laune gemacht. Von den fünf gespielten Durchgängen habe ich drei auf unserer Bahn gewonnen. 04.10.2004 6. Rehatag
Morgens um 7 Uhr begann der Tag mit Walking. Dabei sah man wie das ganze Tal im Nebel lag. Langsam löste sich der Nebel auf. Darum konnte ich einen wunderschönen Sonnenaufgang bewundern. Die Häuser tauchten langsam aus dem Dunst auf. Es wurde ein freundlicher Tag. Obwohl ich noch müde war, machte das Walking Spaß. Die Sonnenstrahlen taten ein übriges dazu, froh in den Tag zu starten. Das Frühstück schmeckte danach besonders gut. Das Sequenztraining wartete schon. Hier habe etwas mehr als das Übliche trainiert. Danach war ich rechtschaffend müde. Zum Glück bekam ich danach die Moorpackung. Dabei konnte ich mich wunderbar entspannen. Hinterher habe ich in meinem Zimmer bei weit geöffneten Fenstern die Sonne richtig genießen können. Sie schien so schön direkt in den Raum hinein. Es war wunderbar warm und die frische Luft konnte ungestört herein strömen. |
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Blick auf den Dachgarten |
Bei der Aufnahmeuntersuchung hatte ich angegeben, dass ich abnehmen wollte. Deshalb erhielt ich den Kurs für die Reduktionskost. Mit diesem Kurs begann der Nachmittag. Er fand in der Lehrküche statt. Das war eine nette Runde und sehr hilfreich. Eine halbe Stunde nach Ende des Kurses war mein Einzelgespräch bei der Psychologin, Frau Kremer. Wir besprachen den Eingangstest und die Therapien, die sie mir verordnet hatte. Dabei stellte sich zu meinem Bedauern raus, dass der Kurs fürs Bogenschießen nicht mehr stattfindet. Ersatzweise versuchte Frau Kremer für mich noch einen zusätzlichen Termin für das Biofeedback zu bekommen. Bei diesem Gespräch besprachen wir, dass ich die Kur nicht verlängern möchte. Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass vier Wochen ausreichend sind. In der ersten Woche wurden mir einige Punkte deutlich, die ich zukünftig in meinem Leben ändern möchte. Schön, die Dinge, die es zu verbessern gibt, kann ich nur im Alltag umsetzen. In der Klinik wäre es nur graue Theorie. Das Gespräch mit Frau Kremer war Klasse. Wir einigten uns auf einen Termin in vierzehn Tagen. Die Anwendungen endeten an diesem Tage mit Aquajogging bei Herrn Teichmann. Wie der Name schon sagt, ist Aquajogging nichts weiter als Jogging im Wasser. Damit die Armmuskulatur mit trainiert wurde, erhielten wir zwei Kunststoffhanteln, die beim Laufen unter Wasser mit bewegt werden müssen. Mir war nicht klar wie anstrengend eine halbe Stunde sein kann. Doch so ausgepowert zu sein, bringt mir sehr viel Zufriedenheit. Zurück auf meinem Zimmer, beschloss ich noch eine Runde mit dem Fahrrad zu drehen. Das setzte ich auch gleich in die Tat um. Die Tour ging von Bad Frankenhausen nach Udersleben auf einem gut ausgebauten Wirtschaftsweg. Obwohl hier nur landwirtschaftliche Fahrzeuge und Fahrräder fahren dürfen, herrschte da reger Autoverkehr. Die Strecke war nach den Anwendungen recht hart für mich. Erstens war ich durch die Anwendungen schon etwas erschöpft. Zweitens führte die Straße ständig bergauf und bergab. Schließlich kam ich am Segelflugplatz vorbei. Etwas später geht die Straße recht steil abwärts ins Dorf hinein. Dabei musste ich ständig in die Bremse greifen. Ich fuhr noch eine kleine Runde im Dorf und machte mich dann auf den Rückweg. Aus Udersleben heraus geht es steil zum Flugplatz und weiter bis zur Klinik zurück. Der Rückweg war auch nicht ohne Anstrengung, denn ständiger Gegenwind machte mir zu schaffen. Überglücklich aber kaputt kam ich an. Der Abend war zum Ausspannen, Lesen und Telefonieren reserviert.
05.10.2004 7. Rehatag Mein Geburtstag
Am fünften Oktober habe ich Geburtstag und wurde von Edith um halb sieben aus meiner Bettruhe geholt. Sie wollte mir als Erster gratulieren, was ihr auch gelang. Das war schon ein schöner Start in den Tag. Und so sollte es den ganzen Tag weitergehen. Dienstags ist immer Blutdruckmessen und Wiegen angesagt. Dabei gab es die nächste gute Nachricht. Der Blutdruck war völlig in Ordnung und ich hatte in der ersten Woche 3 kg abgenommen. Damit hatte ich selbst nicht gerechnet. Frohen Mutes ging ich zum Frühstück und fand dort eine kleine Überraschung der Klinik vor. Ich erhielt einen kleinen Korb, der mit einem Apfel, einer Birne, einer Nektarine, einem Apfelgetränk, einem Müsliriegel und einem kleinen Päckchen Schokolade gefüllt war. Dazu stand eine Glückwunschkarte auf meinem Platz. Während ich beim Frühstücken war, gratulierte mir Petra. Dorothe erschien mit einem kleinen Blumenstrauß, den sie extra für mich gepflückt hatte. Dabei holte sie sich sogar nasse Füße. Das fand ich ganz lieb von ihr. Der Strauß bestand aus Wildblumen, Beeren und Hagebutten und sah sehr schön aus. Etwas später kam auch noch Volker, der mir ebenfalls gratulierte. Nach dem Frühstück habe ich die Geschenke von Edith und Waltraud ausgepackt. Von Edith bekam ich eine Eintrittskarte für den Tanz der Vampire, eine rote Herzdose von Lindt mit einer Geburtstagskerze darauf und einem kleinen Pikkolo. Auf dem Paket klebte noch ein Smily. Waltraud und ihre Familie schenkten mir eine Geburtstagskarte und einen kleinen Teddybären. Mit diesen Präsenten richtete ich mir einen Geburtstagtisch ein. Nach dem ich damit fertig war, musste ich schnell in die Sporthalle zur HWS Gymnastik. Um 9:50 Uhr hielt Frau Dr. Gindina ihre Stationsvisite ab. Die Ärztin war zufrieden mit mir. Da mein Nacken mir allerdings noch Probleme bereitet, fragte ich nach, ob sie mir ein Tenzgerät verschreiben könnte. Sie bewilligte es anstandslos. Ich bereitete mich gerade auf den nächsten Termin vor, als ich zufällig mein Handy im Safe hörte. Es war Bastian, der seinem „Alten Herrn“ zum Geburtstag gratulieren wollte. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Wir „schnackten“ noch ein wenig und dann musste ich auch schon in die Lehrküche. Denn heute war Praxistraining angesagt. Vor der Arbeit wurde noch das Menü besprochen. Es sollte Zucchinisuppe, Fenchelsalat, Fisch im Gemüsebett und Apfel-Pflaumen-Gelee geben. Die Aufgaben wurden verteilt und es konnte losgehen. Ich war für den Fenchelsalat mit zuständig. Das Putzen und Schnippeln der Zutaten hat Spaß gemacht. Wir wurden alle rechtzeitig fertig, und so konnte das gemeinsame Essen beginnen. Es schmeckte mir alles vorzüglich, obwohl die Speisen unbekannt für mich waren. Nach dem Menü musste ich schnell in den Raum 515 zur Indikativen Gruppe. Dieser Vortrag war sehr interessant und lehrreich. Es wurden die Zusammenhänge zwischen dem Körper und der Psyche erklärt. Im Anschluss daran hatte ich noch etwas Zeit bis zur Wassergymnastik, deshalb hörte die Mailbox ab. Es hatten Gunda, Bernd E., Uwe Koczelnik und Oma Grete angerufen, um mir ihre Glückwünsche auf die Box zu sprechen. Schließlich wurde es Zeit für die Wassergymnastik. Zur Überraschung aller, machte die Therapeutin alle Übungen im Wasser mit. Wir hatten viel Spaß und haben dabei viel gelacht. Die Wassergymnastik war die letzte Anwendung für diesen Tag. Um diesen schönen Tag ausklingen zu lassen, wollte ich noch eine kleine Tour mit dem Motorrad machen. Gerade als ich mich umzog, bekam ich telefonisch eine Nachricht, das es einen neuen Behandlungsplan für mich gibt. Neugierig darauf holte ich ihn schnell ab und sah zu meiner Freude, dass ich einen zusätzlichen Biofeedbacktermin bekommen hatte. Das freute mich natürlich besonders, denn diese Behandlungsform finde ich einfach klasse. Gut gelaunt konnte meine Geburtstagstour beginnen. Wie sollte es anders sein, erst einmal fuhr ich durchs Kyffhäuser Gebirge nach Kelbra. Hier bog ich rechts ab in Richtung Edersleben. Die Straße führt hier durch eine Niederung, ist aber gut ausgebaut und deshalb gut befahrbar. Ich fuhr nach Tilleda. Auf diesem Abschnitt kann man das Kyffhäuser Denkmal weit oben auf dem Berg sehen. Weiter ging es über Riethnordhausen nach Edersleben. In Edersleben bog ich Richtung Artern ab. Von Artern aus ging es über Schönfeld, Ringleben und Esperstedt zurück nach Bad Frankenhausen. Im Einkaufsmarkt „Netto“, kaufte ich für Dorothe noch „Werthers Echte“. Das hatte ich ihr versprochen. Im „Netto“ konnte ich selber der Versuchung widerstehen, mir ebenfalls welche zu kaufen. Im Ausgangsbereich des Ladens gibt es einen Bäcker. Ich hatte mir überlegt zur Feier des Tages ein Stück Kuchen zu kaufen. Aber auch hier konnte ich ohne große Probleme standhaft bleiben. Ich war richtig stolz auf mich!! Später traf ich mich mit Dorothe und Volker. Petra hatte ich auch eingeladen, aber sie war nirgends zu finden. Also zogen wir drei los und gingen in die Stadt. Wir setzten uns in das Restaurant „Alte Hämelei“. Ich hatte die Anderen zu meinem Geburtstag eingeladen und es wurde ein netter Abend. Zu meiner Überraschung schenkten mir die Drei zwei Bücher. Das eine Buch war der Freizeit- und Radwanderführer vom Naturpark Kyffhäuser. Das Andere ist ein Krimi von Robin Cook und heißt „Das Experiment“ und „Das Labor“. Irgendwann ist der schönste Abend zu Ende. Auch jetzt war es noch richtig warm. Denn als wir gegen 19 Uhr zum Restaurant losgingen, war es immer noch 21° Celsius Außentemperatur. Ich trug nur ein T-Shirt. Es war nämlich so warm, dass ich meinen Pullover nur um die Schulter trug. Glücklich und zufrieden ging ich ins Bett, nachdem ich noch einmal die Mailbox abgehört hatte. Dort befand sich eine Nachricht von Norbert. Helga und Willi hatten mir eine SMS geschickt. Es war ein rundherum schöner Tag.
06.10.2004 8. Rehatag
Am achten Rehatag fanden nur vier Anwendungen statt. Beginnend mit der Ergotherapie Danach ging es zum freien Werken. Beim freien Werken wurden mir zuerst die Angebote vorgestellt. Ich entschied mich für das Töpfern. Frau Vogelsang, die Leiterin der Werkstatt, gab mir ein paar Hefte mit Anregungen. Ich entschied mich jedoch für einen eigenen Entwurf. Eine Praktikantin zeigte mir, wo die Materialien sich befanden und stand mir bei meinen Fragen hilfreich zur Seite. Die Stunde war viel zu schnell vorbei, so dass nur ein Anfang gemacht werden konnte. Danach ging es zum Biofeedback. Das war wie jedes Mal einfach klasse. Nach der Mittagspause hatte ich die nächste entspannende Anwendung. Ich bekam meine Moorpackung. Bei meinem letzten Termin fand die Nachbearbeitung für die Reduktionskost wie üblich in der Lehrküche statt. Hier bekamen wir einige neue Infos und wir füllten noch ein Quiz aus. Trotz des Regen entschloss ich mich zu einer Radtour nach Udersleben und zurück. Nass und glücklich kam ich wieder bei der Klinik an. Nach dem Abendessen setzte ich mich an den PC um mit meinem Bericht fortzufahren. Während des Schreibens klingelte öfter mein Handy, denn Jörg, Bernd P. und Tante Liesel riefen an, um mir nachträglich zum Geburtstag zu gratulieren.
07.10.2004 9. Rehatag
An diesem Morgen war ich wieder vor dem Weckerklingeln wach und vertrieb mir die Zeit mit Lesen. Die Anwendungen begannen um 7:30 Uhr. Zunächst musste ich zur HWS Gymnastik. An diesem Tag fanden alle Übungen im Liegen statt und wurden drei- bis viermal wiederholt.
Am Ende der Übungen wird der Körper noch einmal ordentlich gestreckt und die Arme und die Schultern gelockert. Nach dem Frühstück ging es um 9 Uhr mit der Wassergymnastik weiter.
Um 10 Uhr begann das Biofeedback. Auch dieses Mal genoss ich es. Wie die anderen Male, war es auch an diesem Morgen total entspannend.
Das Walking fand um 11 Uhr bei warmen Wetter statt und brachte mir auch viel Spaß.
Die „Indikative Gruppe“ begann um 13 Uhr statt. Der Vortrag über das Zusammenspiel von Geist und Seele war sehr lehrreich.
In der Ergotherapie Freies Werken um 14 Uhr beendete ich meine Töpferarbeit. Töpfern ist eine Beschäftigung, die mir sehr viel Spaß macht und bei der ich meine Kreativität umsetzen kann. Frau Vogelsang fragte mich, ob mir das Material gefallen würde. Dieses konnte ich nur bestätigen.
Da das Wetter schön und sonnig war, beschloss ich noch eine Fahrradtour zu unternehmen. Es sollte etwas weiter als sonst gehen. Ich wollte über Udersleben und Ichstadt nach Ringleben fahren. Von Ringleben aus machte ich mich auf den Rückweg über Esperstedt nach Bad Frankenhausen. Auf dem Rückweg hatte ich die ganze Zeit starken Gegenwind, was die Sache erschwerte. Erschöpft und glücklich erreichte ich die Klinik. |
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Harztropfen |
Das Abendessen stellte an diesem Tag etwas ganz Besonders dar. Es gab kein normales Abendbrot, sondern einen „Thüringer Abend“. Es gab verschiedene Thüringer Spezialitäten, die wir genießen konnten. Es gab verschiedene Fleischsorten, wie z.B. Wellfleisch ( fetter gekochter Schweinebauch ), Putenfleisch, Schnitzel und natürlich die Original Thüringer Rostbratwurst, die nirgends fehlen darf. Dazu konnte man Kartoffeln, Kartoffelklöße und Kartoffelgratin wählen. Verschiedene Salate standen zur Auswahl. Man konnte essen soviel man wollte. Ich war ganz stolz auf mich, weil ich meine Esslust bremsen konnte. Denn schließlich wollte ich nicht die Erfolge der ersten Woche gleich wieder zunichte machen.
08.10.2004 10. Rehatag
Auch am 10. Rehatag war ich wieder sehr früh wach und habe erst einmal gelesen. Um 7 Uhr bekam ich in der Ärztebibliothek eine Einweisung in die Handhabung eines Tensgerätes. Es war mir gegen meine Nackenverspannungen verschrieben worden. Anschließend ging ich zum Aquajogging. Später stand das Sequenztraining auf dem Programm. Hier erhöhte ich die aufgelegten Gewichte bzw. die Anzahl der Wiederholungen. Das hat mich ganz schön geschafft. Zu guter Letzt konnte ich mich bei der Moorpackung entspannen. Somit waren die Anwendungen für diese Woche geschaft. Um 14 Uhr erhielt ich noch den neuen Behandlungsplan für die nächste Woche.
In meiner anschließenden Freizeit unternahm ich noch eine Motorradtour. Das Wetter war nicht ganz so schön. Es war bedeckt und etwas kälter geworden. Trotzdem ließ ich mich nicht davon abhalten das Motorrad zu bewegen. Natürlich war die Strecke über den Kyffhäuser mein Ziel. Auf der gesamten Strecke bis Kelbra gab es kein Fahrzeug vor mir. Somit konnte ich die Kurven voll auskosten. Es war einfach herrlich, die Diversion um die Kurven zu lenken. Das kann wohl nur ein Motorradfahrer verstehen. Von Kelbra aus fuhr ich weiter nach Bebra und bog in Richtung Roßla ab. Bis Roßla ging es zügig voran. Da die Straße schön breit und gut ausgebaut ist, war es kein Problem einige Autos und Lastkraftwagen zu überholen. Es gab auch kaum Gegenverkehr. Der Grund für diese günstige Verkehrslage ,kurz vor Roßla gab es einen langen Stau. Im Stau wollte ich natürlich nicht stehen,deshalb wendete ich und machte mich auf den Rückweg über das Kyffhäuser Gebirge. Hier konnte ich noch einmal die ganzen Kurven genießen. Während des Abendbrotes hatten Dorothe und ich die Gelegenheit uns intensiv zu unterhalten. Volker und Petra waren nämlich nicht anwesend.
09.10.2004 11. Rehatag
An diesem Morgen sah es so aus, als ob die Sonne aufgehen wolle. Doch als sie sich gerade hervorwagte, zog starker Nebel herauf und von Frankenhausen war nichts mehr zu sehen. Ich hatte mich zum Mittagessen abgemeldet. Eigentlich wollte ich eine Tour mit dem Motorrad unternehmen. Das Wetter hatte mir nun leider einen Strich durch die Rechnung gemacht. Darum musste ich die Zeit überbrücken. Also setzte ich mich an meinen Schreibtisch und schrieb die Berichte über die Barbarossahöhle und über das Kyffhäuser Denkmal. Beim Schreiben verging die Zeit wie im Fluge. Das Wetter wurde besser und die Sonne begann langsam den Nebel aufzulösen. Gegen Mittag hatte ich meine Berichte fertig. Sogar mein Wochenplan war als Exceltabelle erstellt. Stolz auf mich, wollte ich mir noch etwas Gutes tun und die geplante Tour in abgespeckter Form beginnen. Bevor ich losfahren konnte, musste ich etwas essen. Mein Mittagessen bestand aus Obst, dass sich noch reichlich auf dem Zimmer befand. Ich aß eine Pflaume, einen Apfel, zwei Nektarinen und eine Banane. So gestärkt machte ich mich fertig. In der Stadt betankte ich noch die Maschine. Die Tourplanung sah es vor, um das Kyffhäuser Gebirge zu fahren. Doch dann wurde die Tour doch länger als geplant, denn in Steinthaleben verpasste ich die Abzweigung nach Kelbra. Aber dazu später mehr. Von der Tankstelle aus, fuhr ich ein Stück Richtung Kyffhäuser, um kurz vor dem Ortsausgang nach Rottleben abzubiegen. Die Straße ist dort sehr gut ausgebaut und enthält ein paar schöne Kurven. Bei strahlendem Wetter ging es zügig voran. Hinter Rottleben geht es rechts ab in Richtung Barbarossahöhle. Die Abfahrt zur Höhle ließ ich rechts liegen und fuhr nach Steinthaleben weiter. In den Ortschaften sind die Straßenverläufe manchmal nicht so gut ausgeschildert. So geschah es mir, dass ich die Abzweigung nach Kelbra verpasste. Da ich Zeit und Lust hatte mich treiben zu lassen, fuhr ich einfach weiter Richtung Sondershausen. Die Strecke führt über Bendeleben weiter nach Berka. Diese Strecke ist sehr Kurvenreich und deshalb genau richtig für Motorradfahrer. Ich ließ die Räder um die Kurven laufen, doch immer mit ausreichender Vorsicht. Kurz vor Berka gibt es eine Grade, die dann wieder in eine Rechtskurve übergeht. Als ich diese Grade herunter kam, sah ich auf der Gegenfahrbahn einen Motorradfahrer, der langsam fuhr und sich immer wieder umdrehte. Den Grund für diesen Umstand erfuhr ich kurz darauf. Am Ausgang der Kurve stand ein ganzer Pulk Motorradfahrer und auf meiner Fahrbahn hielt ein PKW mit Warnblinkanlage. Langsam rollte ich näher und sah das Unglück. Am Rand der Fahrbahn lag ein verünglückter Motorradfahrer und seine Maschine lag mitten auf der Fahrbahn. Der Fahrer wurde schon von einem Tourteilnehmer versorgt. Den Biker so daliegen zu sehen, war schon ein beklemmendes Gefühl. Da genügend Leute halfen und ich auch nichts weiter machen konnte, fuhr ich langsam vorbei. Kurze Zeit später erreichte ich Sondershausen und bog Richtung Kelbra ab. Hinter dem Ortsschild beginnt eine schöne Motorradstrecke mit vielen Kurven. Diese Strecke war total Klase. Auf meinem Weg nach Kelbra fuhr ich noch durch Badra. Kurz vor Kelbra führt die Straße direkt an der Talsperre Kelbra entlang. Dort befindet sich ein Zeltplatzauf dem kleine Hütten gemietet werden können. Die kleinen Hütten sehen wie Hütten auf norwegischen Zeltplätzen aus. Die Aussicht auf die Talsperre war von dort aus wunderschön. Nachdem ich den wunderschönen Ausblick ausgekostet hatte, fuhr ich weiter und erreichte langsam Kelbra. Dort angelangt, bog ich links Richtung Bebra ab, um gleich rechts Richtung Tilleda abzubiegen. Hier führt die Straße fast schnurgerade am Fuße des Kyffhäusers entlang. Bei Tilleda legte ich einen kurzen Stop ein, um das Kyffhäuser Denkmal von dieser Seite hochoben auf dem Berg zu fotografieren. |
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Über Hackpfüffel, Riethnordhausen, Edersleben, Artern, Schönfeld, Ringleben und Esperstedt bikte ich zurück nach Bad Frankenhausen. An der letzten Siedlung vor Frankenhausen wurde eine Fotopause gemacht, da ich noch einmal das Panorama Museum hoch über der Stadt aufnehmen wollte. Bevor ich zur Klinik zurück fuhr, hielt ich noch am „Netto“ an, um Waschpulver einzukaufen. Zur Feier des Tages gönnte ich mir noch ein paar Kekse. Die Tour endete um 15:20 Uhr auf dem Parkplatz der BfA Klinik. Während der schönen Tour hatte ich meine Kopf- und Gliederschmerzen, die mich seit gestern quälten, ganz vergessen. Doch nachdem ich zur Ruhe gekommen war, waren sie wieder da. Deshalb zog ich mich bis zum Abendbrot auf mein Zimmer zurück. Beim Abendbrot erfuhr ich, dass der Unfall bei Berka wohl doch schlimmer ausgegangen war, als ich es gedacht hatte, denn die Straße war voll gesperrt worden. Ich hatte gehofft, dass dem Fahrer ist nicht so viel passiert sei. Später musste ich erfahren, dass der Unfall einen tödlichen Ausgang genommen hatte.
10.01.2004 12. Rehatag
Morgens nach dem Frühstück brachte ich viel zu Papier. Teilweise schrieb ich draußen im Garten, warm eingepackt, denn es ging ein kalter Wind. Beim Schreiben im Garten hörte ich schöne entspannende Musik mit meinem Walkman. So bekam ich es zuerst auch nicht mit, dass Dorothe mich ansprach. Sie berichtete mir, dass sie Tausende von Kranichen und Wildgänsen auf den Feldern gesehen habe. Leider hatte sie keinen Fotoapparat bei sich, um das Naturschauspiel aufnehmen zu können. Wir plauderten noch etwas und gingen dann rein, weil uns zu kalt wurde. Nach dem Mittagsessen „hackte“ ich alles in den Computer. Während des Schreibens rief Joachim mich an. Er gratulierte mir nachträglich zum Geburtstag. Da er sich während des Telefonates in Horneburg auf dem Sportplatz befand, berichtete er mir auch, dass es bei den 2. Herren zur Halbzeit 0:0 stehen würde. Das fand ich nicht so gut. Nachdem das Gespräch zu Ende war, erledigte ich die letzten Schreibarbeiten. Um 14:30 Uhr begab ich mich auf einen Spaziergang. Da ich noch nicht fit war, habe ich mich warm angezogen, um zum Panorama Museum hoch zuwandern. Von dort aus folgte ich dem Wanderweg zum Hausmannsturm. Bevor ich aber wieder zur Stadt runtergehen wollte, rief ich bei Bastian an, denn ich war doch sehr gespannt, wie er gespielt hatte. Stolz erzählte er, dass die Null hinten stehen geblieben war und vorne wurden vier Treffer erzielt. Meine Mannschaft hatte also 4:0 gewonnen. Das freute mich natürlich außerordentlich. Selbstverständlich interessierte mich auch, wie es bei der 1. Herren stehen würde. So fragte ich auch danach. Bastian meinte sie lägen 0:2 zurück. Doch während wir noch telefonierten, erzählte er, dass gerade der Anschlusstreffer gefallen sei. Erfreut setzte ich meinen Weg in die Stadt fort. Ich kam an der schiefen Kirche vorbei, deren Turm sich über drei Meter geneigt hat. Es sieht schon sehr merkwürdig aus, wie er so schief steht. Mit Streben abgestützt, wird er vor dem Umstürzen bewahrt. In Frankenhausen angekommen, habe ich noch einige Fotos geschossen und bin währenddessen langsam zur Klinik zurück geschlendert. Dieser Spaziergang hatte mir sehr gut getan. Beim Abendbrot habe ich mich dann noch intensiv mit Dorothe unterhalten. Das war richtig gut. Beim abendlichen Telefonat mit Edith, erfuhr ich, dass die 1. Herren ebenfalls gewonnen hätte, und zwar mit 5:3 Toren. Dabei erzielte unser Sohn Jörg 3 Tore. Da drauf war ich ganz besonders stolz. Später telefonierte ich mit Jörg, um ihm gratulieren. Ich war stolz auf meine beiden Söhne, weil der eine das Tor sauber gehalten hatte und der Andere drei Tore schoss.
11.10.2004 13. Rehatag
Morgens um 7 Uhr begann die Woche mit Walking. Es wehte ein kalter Wind und meine Hände wurden zwischendurch ganz eisig kalt. Darum steckte ich zwischendurch die Hände in die Jackenärmel. Trotz der Kälte war es gut und hat Spaß gemacht. Anschließend duschte ich erst einmal heiß und ging gutgelaunt zum Frühstück. Mit der Ergotherapie Freies Werken nahm mein Tagesablauf seinen Lauf. Ich begann eine neue Arbeit mit Speckstein. In meinem Kopf hatte sich das Bild einer Eule festgesetzt und die sollte es dann auch werden. Doch bis zur Fertigstellung würde es noch dauern. Mit Speckstein zu arbeiten ist ganz schön anstrengend, ins besonders ,weil es eine ungewohnte Tätigkeit ist. Anschließend entspannte ich mich bei einer Moorpackung. Weiter ging es mit der Schulung in der Reduktionsküche. Das ist immer wieder lehrreich. Den Abschluss der Anwendungen bildete Aquajogging. Diese Anwendung wurde von Herrn Teichmann begleitet. Geschafft aber glücklich ging ich eine halbe Stunde später auf mein Zimmer zurück. Am Abend machte ich einen Abendspaziergang „um den Block“. Mit Telefonieren und Lesen beschloss ich den Abend.
12.10.2004 14. Rehatag
Beim Frühstück haben wir Volker, der an diesem Tag seine Rehamaßnahmen beendete. Petra war gar nicht gut drauf, da sie mit einigen anderen PatientenInnen Abschied gefeiert hatte. Sie bot mir deshalb ihre Biofeedback Stunde an. Das Angebot nahm ich natürlich gerne an. Nachdem das Biofeedback beendet war, musste ich mich beeilen, denn die Krankengymnastikgruppe wartete in der Sporthalle. Leider erschien die Therapeutin nicht. Also machten wir eine kleine lustige Freistunde. Später war Stationsvisite bei Frau Gindina. Es war alles in Ordnung bei mir. Um 9:45 Uhr fand dann die Einweisung in das Autogene Training bei Frau Sylvia Boldt statt. Sie erklärte uns das Therapieprogramm. Meiner Meinung war sie sehr gründlich. Um 10 Uhr kamen noch andere PatientenInnen dazu. Gemeinsam mit den Anderen wurde das Autogene Training durch geführt. Frau Boldt sprach die Übungssätze. Mit ihrer ruhigen Stimme half sie mir sehr gut, um in die Stunde reinzukommen. Ich war sehr verblüfft, dass ich so gut abschalten konnte. Nach dem Autogenen Training setzte sich der Tag mit der „Kocherei“ in der Lehrküche fort. Hier bereiteten wir Paprika-Grünkern-Suppe, Gemüsepfanne, Bunter Salat mit Sprossen und Beerendessert vor. Die Speisen wurde in gemütlicher Runde genossen. Es hat alles vorzüglich geschmeckt. Um 13 Uhr ging es in den Raum 515 zur Indikativen Gruppe. Dieser Vortrag wurde von dem Stationsarzt der Station 1 gehalten. Dr. Scherbe machte seine Sache sehr gut. Er brachte auch immer wieder lustige Beispiele, so dass der Vortrag bis zum Schluss interessant blieb. Die nachfolgende Wassergymnastik war nicht so gut. Die Leiterin war eine Auszubildende, die durch Störungen von Patienten überfordert schien. Das war die erste Anwendung, die mir keinen Spaß gemacht hat. Um mir nach dieser Wassergymnastik etwas Schönes zu gönnen, bin ich mit dem Motorrad über den Kyffhäuser gefahren. Von Kelbra aus, führte mich mein Weg zurück über Steinthaleben und Rottleben nach Frankenhausen. So fand dieser Tag noch einen schönen Abschluss.
13.10.2004 15. Rehatag
Beim Frühstück bot sich von unserem Platz aus ein wunderschönes Naturschauspiel. Die Sonne ging tiefrot auf. Dies war ein wunderbarer Anblick. Während des Frühstücks verabschiedete ich mich von Dorothe und Petra. Sie hatten ihre Reha beendet und fuhren nach Hause. So trennten sich kurz vor 8 Uhr unsere Wege. Für mich stand Biofeedback auf der Anwendungsliste. Diese halbe Stunde war sehr entspannend. Um 10 Uhr ging es mit dem Autogenen Training weiter. Das hat mir wieder viel gebracht und ich war sehr entspannt. Die Wassergymnastikgruppe beschloss den Vormittag. Diese Anwendung brachte an diesem Morgen wieder viel Spaß. Um 13 Uhr war wieder die Indikative Gruppe an der Reihe. Trotz aller Ernsthaftigkeit der Vorträge, war es spaßig dabei zu sein. Schließlich wartete die Terrabandgruppe in der Sporthalle. Für mich waren die Übungen nicht besonders anstrengend. Andere Patienten hatten dabei wohle mehr Schwierigkeiten. Um mich noch mehr auszupowern, unternahm ich noch eine Fahrradtour. Es ging am Segelflugplatz vorbei nach Udersleben. Von hier aus fuhr ich auf einen befestigten Feldweg weiter bergab. Es war eine schöne Strecke, die bald durch einen schönen Laubwald führte. Der Weg zog sich dahin, die Anstrengung wurde größer und ich war kurz davor umzudrehen, als es lichter wurde. Ich wollte noch ein kleines Stückchen fahren, in der Hoffnung bald ein Hinweisschild Richtung Bad Frankenhausen zu finden. Zu meinem Glück zeigte bald ein Wegweiser durch den Wald in Richtung Bad Frankenhausen. Also fuhr ich in den Wald hinein und Richtung Bad Frankenhausen. Oberhalb des Panorama Museums kam ich aus dem Wald heraus und fuhr an dem dortigen Obstbaumgarten vorbei. Vom Panorama Museum aus ging es nur noch bergab. Die Bremsen kamen immer wieder zum Einsatz, denn das Gefälle betrug 13%. Ziemlich geschafft, aber überglücklich erreichte ich die BfA Rehaklinik. Nach dem Abendessen fuhr ich noch mit meinem Motorrad über den Kyffhäuser. Die Kurven brachten wieder großen Fahrspaß. Leider hatte ich auf dem Rückweg von Kelbra aus Pech. Denn ein Tieflader war dort zwischenzeitlich liegen geblieben und wurde von einem Waldarbeitsgerät abgeschleppt. So blieb mir nichts weiter übrig, als im Schritttempo bis zur Abzweigung zum Kyffhäuser Denkmal zu fahren. Erst dort war es mir möglich den Konvoi zu überholen. Mittlerweile war es schon ganz dunkel geworden. Die Kurven im Dunkeln zu fahren, war sehr spannend. Das war ein ganz neues Erlebnis für mich, dass mir viel Spaß gebracht hat.
14.10.2004 16. Rehatag
Um 7 Uhr war die Nacht zu Ende. Der Tag begann heute wieder mit dem Walking. Auch dieses Mal war es schön und brachte mich zum Schwitzen. So früh am Morgen konnte ich wieder beim Walking den Sonnenaufgang genießen. Anschließend blieb mir eine halbe Stunde zum Frühstück. Denn danach ging es gleich um 8:30 Uhr mit dem Biofeedback weiter. Dabei konnte ich mich wieder sehr gut entspannen. Die Entspannung setzte sich um 10 Uhr mit dem Autogenen Training weiter fort. Hier konnte ich die gewünschte Schwere und Wärme erreichen. Der Vormittag endete mit der Krankengymnastik im Wasser. Die war richtig gut. Am Nachmittag um 13 Uhr stand die Indikative Gruppe auf dem Pogramm. Den Therapieabschluß bildete um 15 Uhr das Therabandtraining. Die Übungen waren teilweise recht anstrengend.
15.10.2004 17. Rehatag
Nach dem Frühstück begann der Therapietag mit dem Freien Werken. Ich schaffte ein ganzes Stück am Speckstein. Doch es würde wohl noch etliche Stunden dauern, um bis an mein Ziel zu gelangen. Es ist ganz schön anstrengend eine Stunde den Stein mit einer Raspel zu bearbeiten, aber es macht mir Spaß. Um 10 Uhr zog ich das Trainingsprogramm im Sequenzraum durch. Nach dem Mittagsessen hatte ich noch HWS Gymnastik. Das war schön und anstrengend. Den Therapieabschluss bildete die Moorpackung.
16.10.2004 18. Rehatag
Nach dem Frühstück musste ich lange überlegen ob ich nach Buchenwald zur dortigen Gedenkstätte oder in den Harz fahren wollte. Schließlich entschied ich mich für Buchenwald. Ich wusste nicht was mich dort erwarten würde, obwohl ich schon einiges über die Konzentrationslager gelesen bzw. gesehen hatte. Der Tankrucksack wurde mit wichtigen Utensilien gepackt. Danach zog ich die Motorradklamotten an und gab den Zimmerschlüssel an der Rezeption ab. So konnte der Weg nach Buchenwald beginnen. Von Bad Frankenhausen aus befuhr ich die B 85 Richtung Weimar. Kurz hinter Bad Frankenhausen hielt ich allerdings an, um ein paar Fotos von Rauchwolken auf zunehmen. Denn an diesem Wochenende war es in Thüringen erlaubt, die Gartenabfälle zu verbrennen. Dieses Recht wurde vielfach in Anspruch genommen. Der Rauch wirkte so, als ob Gebäude in Brand stehen würden, obwohl kein Feuerschein zu sehen war. In der ganzen Gegend roch ich den Rauch und sah die Rauchfahnen in den Himmel steigen. |
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Nach dem ich die Fotos geschossen hatte, setzte ich meine Fahrt fort. Der Weg führte mich durch Seehausen und Oldisleben. Dort überquerte ich die Unstrut. Weiter ging es durch Gorsleben, Elzleben nach Kölleda. In Kölleda folgte ich der Einbahnstraße bis zum Kreisverkehr. Hier bog ich Richtung Weimar ab. Über die gut ausgebaute Bundesstraße 85 fuhr ich weiter durch Großneuhaus, Büttelstedt, Daasdorf nach Großobrigen, wo ich die B 85 Richtung Kleinobrigen verließ. Dann ging es weiter an der Ettersberg Siedlung vorbei zum Abzweig zur Gedenkstätte. An dieser Kreuzung steht ein Obelisk, der den Beginn der sogenannten „Blutstraße“ markiert. Die „Blutstraße“ wurde 1938/39 von zahllosen Häftlingen unter unvorstellbaren Mühen gebaut. An dieser Straße befindet sich auch das Mahnmahl Buchenwald. Es liegt am Südhang des Ettersberges und ist die Grabstätte von über 3000 Toten des Konzentrationslagers. Es ist von der Gedenkstätte über einen ca. 1 km langen Fußweg zu erreichen, hat aber auch einen eigenen Parkplatz. Die Überlebenden des Konzentrationslagers Buchenwald hatten schon 1946, anlässlich der Befreiungsfeier, die Vorstellung ein Denkmal zu errichten. Zunächst wurde am 11. September 1949 die Gedenkstätte „Ehrenhain“ eingeweiht. Hier befinden sich Massengräber tausender Opfer. 1954 begann der Bau des Mahnmahls auf Beschluss der Regierung der DDR. In vierjähriger Bauzeit entstand das monumentale Bauwerk in seiner heutigen Gestalt. Das Mahnmal wurde am 14. September 1958 eingeweiht. Der Abstieg zu den Gräbern beginnt hinter dem Eingangstor aus Naturstein. Links vom Weg sind die sogenannten Reihengräber. In den Reihengräbern wurden Juden, Polen, Ungarn, Slowaken, Griechen und Deutsche beigesetzt, die nach der Befreiung in den folgenden Wochen verstorben waren. Wahrscheinlich sind es über 400 Grabstätten. 1949 wurde der Bismarckturm gesprengt. Anschließend entdeckte man 1286 Urnen mit Buchenwaldopfern im Keller des Turmes. Im Bereich der Reihengräber wurden die Urnen später unter einem Steinquader beigesetzt. Die SS ließ im März/April 1945 mindestens 2900 Leichen in den natürlichen Erdfällen des Südhanges verscharren. In die Gestaltung des Mahnmahls wurden drei der Grabtrichter mit einbezogen. Ich fuhr mit starker Beklemmung am Mahnmahl vorbei und folgte der Beschilderung zum Parkplatz der Gedenkstätte. Hier stellte ich die Yamaha ab und besichtigte die Anschauungstafel am Eingang zur Gedenkstätte. Im Informationsgebäude erstand ich ein Heft mit dem Titel „Buchenwald Ein Rundgang durch die Gedenkstätte“. Nachdem ich den Fotoapparat aus dem Tankrucksack genommen hatte, ließ ich den Helm und den Tankrucksack am Infostand zurück. Draußen setzte ich mich auf eine Bank, um im Heft zu lesen und den Lageplan zu studieren. Schließlich begann ich den Rundgang. Vor der Lagerkommandantur bog ich auf den Carachoweg ein und ging auf das eingezäunte Barackengelände zu. Durch das Torhaus betrat ich das Areal. Es war bedrückend durch das Tor zu gehen und sich vorzustellen, wie die Menschen sich wohl damals gefühlt haben mussten. Mir war ja klar, es gab kein Zurück für sie. Vom Torhaus sah ich auf den freien Platz, dort wo früher die Häftlingsbaracken gestanden hatten. Heute zeigen nur noch die Einfassungen und die schwarzen Steine die Lage und die Größe der sogenannten Blocks an. Traurigkeit stieg in mir auf, als ich auf den Wegen ging, denn mir wurde bewusst, dass tausende Menschen hier unglaubliche Entbehrungen, Erniedrigungen und Qualen erlitten hatten. In Gedenken der vielen Opfer suchte ich langsam meinen Weg und wendete mich nach links und ging zur „Häftlingskantine“. Hier konnten die Inhaftierten damals minderwertige Hygieneartikel kaufen, sofern sie Geld hatten. Diese Artikel wurden im Keller des Gebäudes hergestellt. Heimlich hantierten und bauten die Insassen aber auch Brandsätze und selbstgebaute Handgranaten für die Widerstandsorganisation. An dieser Stelle fotografierte ich den Stacheldrahtzaun, der aus originalen Pfeilern des ehemaligen KZs gebaut ist und vom Torhaus zu den beiden erhaltenen Wachtürmen hinverläuft. Danach ging ich weiter über den Platz. Hindurch zwischen den ehemaligen Baracken führte mich mein Weg zur Gedenkstätte des sogenannten „Kleinen Lagers“. Das „Kleine Lager“ wurde auf zentrale Anordnung als Quarantänelager errichtet. Es bestand aus zunächst 12 fensterlosen Wehrmachtspferdeställen, die 40 m lang und 9,5 m breit waren. In der Mitte der Gebäude wurde ein schmaler durchgehender Gang gelassen. Anstelle der Stände für das Vieh, errichtete man drei bis vier Stockwerke hohe übereinanderstehende Boxen aus rohem Holz. In den einzelnen Boxen mussten bis zu 16 Menschen schlafen. Die Menschen hatten dort nur Platz, weil sie so abgemagert waren. Für etwas dickere Personen wäre die Boxengröße viel zu eng gewesen. Es gab dort keine Wasserleitungen und nur ganz einfache Öfen. Diese verbreiteten aber nur in ihrer unmittelbaren Umgebung etwas Wärme. Das „Kleine Lager“ war durch Stacheldraht vom Hauptlager getrennt und entwickelte sich ab Anfang 1945 immer mehr zu einem Sieche- und Sterbelager. Zwischen 1200 und 1700 Menschen wurden dort herein gezwängt. Es war eine einzige Quälerei. Die Menschen hungerten, froren, erlitten unsagbare Qualen, verzweifelten und starben. |